FullHD-Film, 4:44 min
Der Film thematisiert den Wunsch der späten 50ger Jahre nach Neubeginn, Aufschwung und dem Vergessen des Schreckens der Kriegs- und Nazizeit in Deutschland. In vielen Familien wurde über erlebte Gewalt geschwiegen und die Vergangenheit lieber verdrängt als bewältigt.
In ihrem Video „Die Faust“ geht Veronika Veit sehr konkret auf die Mutter-Tochter-Beziehung ein. Die Szene spielt in einem biederen Dekor aus den frühen1960er Jahren, auch hier geht es um Er-innerung. In dieser Arbeit leuchtet die Künstlerin das Verhältnis ihrer beiden Protagonistinnen ge-nau aus. Verbunden sind Mutter und Tochter durch das typisch weibliche Ritual des Garnwickelns beziehungsweise durch einen grauen Wollfaden. Die Mutter scheint zufrieden, ganz von ihrer Rol-le ausgefüllt; das Mädchen ist zwar folgsam, aber in ihrer Haltung liegt auch Trotz. Ihr Verhalten ändert sich auch dann nicht, als plötzlich ein Fisch aus der Kaffeekanne springt. Die Mutter behält autoritär die Kontrolle über das Geschehen und beißt dem Störenfried letztendlich den Kopf ab. Danach zieht sie sich wie alle Monstermütter in Seelenruhe die Lippen nach.
(Andrea Holzherr: Mythos Kindheit, Ludwigshafen, 2010)